Mythos Tankstelle – Sehnsucht, Routine und ein Hauch von Rot
Es gibt Lieder, die sind mehr als nur eine nette Melodie – sie zeichnen Bilder, die sich ins Gedächtnis brennen. 'Die von der Tanke mit dem Lippenstift' ist so ein Song. In humorvoller, fast schon hymnischer Weise wird hier eine Szene des Alltags besungen, die sich zu einer fast schon mythischen Verehrung steigert. Die Kassiererin an der Tankstelle wird zur strahlenden Erscheinung, ihr Lächeln 'heilt Kranke', ihre Gegenwart macht selbst hohe Spritpreise erträglich.
Doch was sagt uns das? Ist es nur ein harmloses Schmunzeln über eine kleine, vielleicht auch nicht ganz ernste Schwärmerei? Oder spiegelt sich darin eine tiefere Sehnsucht – nach Freundlichkeit, nach einem Ort, an dem man gesehen wird, nach einem kleinen Licht in der Tristesse der Tankstellenbeleuchtung?
Hier mag das Buch der Sprüche erhellend sein:
'Freundliche Worte sind wie Honig: süß für die Seele und heilsam für die Glieder.' (Sprüche 16,24)
Die von der Tanke ist mehr als nur eine Verkäuferin – sie ist ein Ankerpunkt im Alltag, ein Beweis dafür, dass Begegnungen, so flüchtig sie auch sein mögen, Bedeutung haben können. Vielleicht liegt hier auch eine Mahnung: Wie oft übersehen wir die Menschen, die mit einem Lächeln unseren Tag erhellen?
Und doch schwingt in diesem Lied eine feine Ironie mit. Man könnte sich fragen: Ist es wirklich der Mensch hinter der Kasse, den der Sänger verehrt, oder doch nur das Bild, das er sich von ihr macht? Die Lippenstiftfarbe mag wechseln, die Preise steigen und fallen – aber bleibt die Essenz bestehen?
So bleibt dieses Lied ein charmantes, augenzwinkerndes Lied über Sehnsucht und Alltagsromantik. Und vielleicht ist es auch eine leise Ermutigung, selbst ein wenig von jenem Glanz auszustrahlen, der den Tag eines anderen heller macht.
Rezension: Alfred Lodenbusch
Lippenstift-Legende: Eine Hymne auf die Oberfläche - Die andere Persektive von Frederike Theuerbier.
Die von der Tanke mit dem Lippenstift auf spiellieder.de.