'Aus allen Wolken' ist ein Song, der sich wie eine dramatische Szene aus einem Noir-Film entfaltet: Verrat, Enttäuschung und ein Protagonist, der buchstäblich und metaphorisch im Regen stehen bleibt. Die Stimmung ist dicht, die E-Gitarre unterstreicht das Unheilvolle, und die Wiederholung des Refrains brennt sich ein wie eine bittere Wahrheit, die man nicht ignorieren kann.
Trotzdem bleibt der Song zwiespältig. Cordes gelingt es, die Spannung zu halten, aber auf Kosten einer inhaltlichen Tiefe. Die Geschichte – von der freudigen Erwartung bis zur brutalen Ernüchterung – ist zwar nachvollziehbar, bleibt aber stark in einer männlich-zentrierten Perspektive verhaftet. Die Frau bleibt bloße Projektionsfläche: Ihr Seitensprung wird zum ultimativen Verrat, doch ihre Beweggründe, ihre Sicht, bleiben unsichtbar. Warum hat sie sich entfremdet? Warum sucht sie Nähe bei jemand anderem? Hier wird der Schmerz des lyrischen Ichs ausgestellt, während die Frau auf den Status eines Symbols für Untreue reduziert wird.
Und dann ist da noch die dramatische Überhöhung der Enttäuschung. Klar, niemand erwartet von einem Song mit diesem Thema Ironie oder Ausgeglichenheit, aber der Blitz, der aus allen Wolken zuckt, und der Protagonist, der wie ein Stein stehen bleibt – das ist schon nah am Pathos-Kitsch.
Dennoch: 'Aus allen Wolken' hat seine Stärken. Die Melodie und der Text schaffen eine bedrückende Atmosphäre, die hängen bleibt. Cordes versteht es, Gefühle unmittelbar und direkt zu transportieren, auch wenn ich mir wünschen würde, dass er diese Gefühle gelegentlich aus einer kritischeren Distanz beleuchtet. Ein Song, der für Fans von Dramatik und Herzschmerz sicher gut funktioniert – auch wenn ich persönlich gern mehr als nur die Perspektive des Verlassenen gehört hätte.
Rezension: Frederike Theuerbier
Aus allen Wolken auf spiellieder.de.
Ich steh am Ausgang und warte auf dich.
Du wirst dich freuen, denn du weisst es noch nicht.
Ohne dich halt ich es einfach nicht aus.
Komm einen Tag früher nach Haus.
Aus allen Wolken fallen die Träume,
aus allen Wolken komm ich zu dir.
Aus allen Wolken zuckt plötzlich ein Blitz auf,
aus allen Wolken steh´ich dich vor mir.
Ich schau zur Uhr. - Was ist denn los?
Die Zeit vergeht, wann kommst du bloß?
Haben wir uns verpasst? Gleich 10 nach 3!
Die anderen sind schon lange vorbei.
Da tauchst du auf - ich seh es genau.
Ein fremder Mann mit meiner Frau!
Ihr geht vorbei, ich steh da wie ein Stein.
Ich will ´s nicht glauben, das kann nicht sein!
©2024 Detlef Cordes.
ISWC: T-329.712.110-5
GEMA Werknummer: 38411526
ISRC dieser Aufnahme: QZZ7X2458872